Anderswo

Saitengewebe

Bisher ist die orientalische Musikkultur als „Weltmusik“ bezeichnet und schließlich der Sparte der traditionellen oder populären Musik zugeordnet worden.

In den seltenen Fällen, in denen westliche Komponisten und Arrangeure der E-Musik Sparte orientalische Musik benutzen, handelt es sich um improvisatorische Teile oder das Wiederholen von alten traditionellen Melodien, um der Musik dadurch einen Effekt oder eine luxuriöse Nuance zu verleihen.

Das Musikprogramm „Anderswo“ ist eine Initiative, die beide Musikkulturen, die westliche und orientalische, auf einer ästhetisch-philosophischen Auseinandersetzung zu behandeln.

Die arabische Musikkultur enthält in ihrem musikalischen Gebilde – anders als die westliche Musik – keine Dramaturgie, Variationen, Harmonien und dergleichen. Dennoch kann die arabische Musik das Absolute erreichen, da die ästhetische Vorstellung auf dem unendlichen Netz der vierzehn Musikgeschlechter beruht, der Tetra- und Pentachorde.

Durch die ästhetische Auseinandersetzung hat es sich der Komponist und Musiktheoretiker Saad Thamir zum Ziel gemacht ein neues symbiotisches Musikgebilde, bestehend aus den zwei Musikkulturen zu schaffen. Dadurch entsteht kompositorisch etwas Neues, etwas Allumfassendes, in dem auf keines der einzelnen Teile verzichtet werden kann. Somit basiert die Arbeit auf dem Prinzip der Dialektik, denn die Teile werden so zusammengefügt, dass sie einander bedingen und das Resultat ohne einen einzigen Baustein nicht existieren kann. Westliche und orientalische Elemente verschmelzen dergestalt miteinander, dass ihr Ursprung nicht mehr erkennbar ist. Die Musik ist weder westlich, noch orientalisch. Das Ergebnis ist das Gemeinsame.